Am 1. Oktober 2025 fand in der Spore Initiative in Neukölln die Fachveranstaltung „Wohnen in Neukölln – Herausforderungen und Perspektiven für Allein- und Getrennterziehende“ statt. Über 50 Fachkräfte aus sozialen Einrichtungen, Verwaltung und Zivilgesellschaft sowie Alleinerziehende selbst kamen zusammen, um sich über die angespannte Wohnsituation Alleinerziehender in Neukölln auszutauschen. Der Bezirk zählt rund 9.117 Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern, jede dritte Familie ist allein- oder getrennterziehend.
Wohnraum für Alleinerziehende: Es braucht konkrete Lösungen
Ein zentrales Ergebnis der Veranstaltung: Für Alleinerziehende fehlt es in Neukölln wie in ganz Berlin massiv an bezahlbarem, familiengerechtem Wohnraum. Fast die Hälfte der Alleinerziehenden ist auf Leistungen vom Jobcenter angewiesen, 89 Alleinerziehende Familien mit ihren 202 Kindern leben sogar in Notunterkünften. Der Wohnraummangel geht dabei oft mit psychischer Belastung, Armut und dem Risiko von Wohnungslosigkeit einher.
Zentrale Forderungen kristallisierten sich im Verlauf der Veranstaltung besonders heraus:
- Mehr bezahlbarer und passender Wohnraum für Alleinerziehende wird gebraucht – insbesondere Wohnungen mit mehreren Zimmern für größere Familien oder modularen Küchenwänden.
- Einrichtung spezialisierter Anlaufstellen entwickeln – Alleinerziehende brauchen gezielte Unterstützung bei der Wohnungssuche damit Wohnraum aus dem geschützten Marktsegment direkt vermittelt werden kann.
- Abbau bürokratischer Hürden bei der Wohnraumbeschaffung, insbesondere für von Armut oder Gewalt betroffene Mütter – Es braucht verbindliche Quoten in Neubauprojekten für die Berücksichtigung von Alleinerziehenden als besonders vulnerable Zielgruppe.
- Politische Umsetzung des „Bezahlbare-Mieten-Gesetzes“, um langfristige Mietpreisbindung und soziale Durchmischung zu sichern.
Ein weiteres wichtiges Thema der Veranstaltung waren die gemeinschaftliche Wohnformen. STATTBAU Berlin, eine Stadtentwicklungsgesellschaft, führt gemeinschaftliche Wohnprojekte durch. Aktuell begleiten sie einen Wohntisch für Alleinerziehende in Pankow, bei SHIA e.V. Berlin. Auch das Projekt Housing First für Frauen in Berlin, angegliedert bei SkF e.V. Berlin, zeigt, wie soziale Wohnprojekte funktionieren können.
Ein inspirierendes Beispiel für innovative Wohnlösungen bot das Wiener Projekt JUNO – Zentrum für Getrennt- und Alleinerziehende. JUNO realisiert gemeinschaftliche und leistbare Wohnprojekte speziell für Alleinerziehende in Kooperation mit gemeinnützigen Bauträgern und mit starkem Fokus auf soziale Infrastruktur. In derzeit elf besiedelten Projekten bietet JUNO nicht nur Wohnraum, sondern auch Gemeinschaftsräume, Unterstützung im Alltag und eine verlässliche Weitervermietung von Wohnungen für die Zielgruppe über das eigene Netzwerk. Das Modell zeigt eindrucksvoll, wie durch langfristige Planung, politische Unterstützung und bedarfsorientierte Konzepte eine stabile Wohnperspektive für Alleinerziehende geschaffen werden kann.
Die Veranstaltung machte deutlich, dass die Situation für Allein- und Getrennterziehende auf dem Berliner Wohnungsmarkt kein Randthema ist sondern eine soziale Herausforderung, die strukturelle Antworten erfordert. Konkrete Empfehlungen und Forderungen an die Politik und Bau-Akteur*innen gibt es von Bündnis GUTES WOHNEN für Alleinerziehende, hier nachzulesen: www.alltagsheldinnen.org











