Belastende Umgangsregelungen, intransparente Gerichtsentscheidungen und zu wenig Berücksichtigung von Partnerschaftsgewalt – zu diesem Ergebnis kommt unsere neue Studie. Die Kooperationsstudie der Universität Bielefeld und der Stiftung Alltagsheld:innen „Beratungserfahrungen bei Trennung und Scheidung aus der Perspektive von Ein-Eltern-Familien vor dem Hintergrund von Familien- und Kindschaftsrecht“ beleuchtet einen in der deutschen Forschung bisher kaum untersuchten Bereich.
Familiengerichtliche Entscheidungen sind für Betroffene mitunter schwer nachvollziehbar. Die Heterogenität der gelebten Umgangsmodelle von Ein-Eltern-Familien verstärken bestehende Verunsicherungen, insbesondere bei konfliktären Trennungssituationen. Die Kooperationsstudie der Universität Bielefeld und der Stiftung Alltagsheld:innen wertet die Lebenssituation von Ein-Eltern-Familien basierend auf den Beratungsanfragen und im Hinblick auf Unterstützungsbedarfe aus.
Auswirkungen auf Alleinerziehende bei Trennung und Scheidung im Umgang mit institutionellen Vertreter:innen
Im Fokus der Studie stehen die Auswirkungen rechtlicher Rahmungen im Erleben von Ein-Eltern-Familien sowie die Erfahrungen und Einschätzungen der Alleinerziehenden bezüglich des Umgangs mit Richter:innen, Anwält:innen, Fachkräften Sozialer Arbeit und Vertreter:innen weiterer Institutionen mit ihren Anliegen und Problemen.
Ergebnis
Die Ergebnisse der Studie werden in 8 Thesen verdichtet. So zeigen sich in den Interviews zum Beispiel unzutreffende Zuschreibungen gegenüber befragten Müttern seitens der Jugendämter, Beratungseinrichtungen und Gerichte. Befragte Mütter empfinden zudem wenig Schutz, wenn häusliche Gewalt vorliegt: Jugendämter, Beratungseinrichtungen und Gerichte klammern dieses Thema häufig aus. Auch erleben die befragten Ein-Eltern-Familien einen konfliktären Zusammenhang zwischen dem Betreuungsmodell und Unterhaltszahlungen. Die in der Studie befragten Jurist:innen hingegen betonen, dass es keinen gesetzlichen Zusammenhang bzgl. Unterhalt und Umgang gibt, jedoch rechtliche Wechselwirkungen bestehen. Befragte getrenntlebende Väter erleben die Rechtsgrundlage als veraltet und geprägt von ‚traditionellen‘ Rollenbildern. Die befragten Jurist:innen sehen hingegen keinen Verbesserungsbedarf bei bestehenden Regelungen, sondern in ihrer Anwendung. Entscheidungen sollten sich an der gelebten Aufteilung von Sorgearbeit orientieren.
In der Studie werden Erfahrungen von Ein-Eltern-Familien bei Trennung und Scheidung vor Gericht, im Jugendamt und weiteren Institutionen exemplarisch sichtbar.
Beratungs- und Unterstützungsbedarfe
Die Auswertung des explorativ erhobenen empirischen Materials lässt Handlungsbedarf erkennen.
Erste daraus abgeleitete Empfehlungen richten sich an Fachkräfte, Politik und Verbände mit dem Ziel, Wissen zu vertiefen und Haltungen zu reflektieren, um Veränderungen bei der Umsetzung von Kindeswohl, Schutzrechten und Interessenausgleich anzuregen.
Weitere Informationen zur Studie unter alltagsheldinnen.org
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